Montag, 24. November 2014

ARD hat keine Ahnung von Energie

ARD hat keine Ahnung von Energie Anfang September hat das 1. Deutsche Fernsehen in der Sendung "Börse vor Acht" die Wirtschaftsentwicklung des Energieerzeugers Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) aufgrund des letzten Quartalsberichtes kommentiert. Die Äußerungen waren so unsinnig, dass daran gezweifelt werden muss, ob in der Wirtschaftsredaktion Fachleute sind.

Gewinnrückgang und Verluste bei RWE wurden zurückgeführt auf das Weiterbetreiben von Kohle- und Kernkraftwerken, statt auf regenerative Energien zu setzen. Hier muss gefragt werden: Kennen die Experten der Wirtschaftsredaktion die Erstellungskosten von Strom aus den verschiedenen Anlagen? Dies dürfte wohl nicht der Fall sein. Daher folgt hier di e Antwort:

Erzeugungskosten von Strom
Die Kilowattstunde (kWh) Strom wird in Kernkraftwerken und in Braunkohlekraftwerken für 2,5 Cent erzeugt. Steinkohlekraftwerke, die Importkohle verwenden, produzieren den Strom für circa 4,5 Cent/kWh. Bei Gaskraftwerken steigen die Kosten auf 6 Cent/kWh. Diese thermischen Kraftwerke produzieren Strom ganzjährig bedarfsgerecht.

Strom aus regenerativen Anlagen (Ökostrom) ist deutlich teurer und nicht planbar, weil unzuverlässig. Wind und Sonne unregelbar. Windstrom von Landanlagen kostet 9 Cent/kWh, von Offshore-Anlagen kostet er mehr als das Doppelte: über 20 Cent/kWh bis er an Land ist. Solarstrom hat im Mittel Kosten von rund 20 Cent/kWh. Strom aus Biogasanlagen wird mit über 15 Cent/kWh vergütet.

Die ARD ist ahnungslos
Es bleibt ein Geheimnis der ARD, warum sie bei dieser Kostenlage verkündet, die RWE hätten die Entwicklung auf dem Energiemarkt verschlafen durch das Weiterbetreiben der kon ventionellen Kraftwerke, die auch dann zuverlässig Strom liefern, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Mit der Tochterfirma RWE Innogy hat RWE sehr früh und mit großem Kapitaleinsatz die Möglichkeiten und die Wirtschaftlichkeit von Ökostrom getestet. Das Ergebnis war weitgehend negativ und mit großen Verlusten verbunden. Daher zieht sich die Firma aus diesen Aktivitäten zurück.

Die "Wirtschaftsexperten" der ARD sind auch der Frage ausgewichen: "Warum geht bei den RWE der Gewinn drastisch zurück, wenn sie Anlagen mit den weitaus günstigsten Stromerzeugungskosten betreiben?" Ob diese Frage aus Unwissenheit oder aus Beflissenheit gegenüber der Regierungspolitik nicht gestellt wurde, soll hier nicht erörtert werden. Beides ist gleich schlimm. Dafür soll die Frage hier beantwortet werden.

Der teure Ökostrom, der nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) in das Netz eingespeist werden muss, wird an der Strombörse zu jedem Preis verhökert. F indet sich kein Abnehmer, wird er sogar verschenkt. Ist dann immer noch zu viel Ökostrom da, sucht man Verbraucher, die den Strom verbrauchen und honoriert die Abnehmer finanziell. Nötig ist diese Praxis bei Starkwind und Sonnenschein, da sonst das Stromnetz überlastet ist und Sicherungen ausgelöst werden. Dann wird es dunkel und kalt. Mit jeder neuen Ökostromanlage muss immer häufiger immer mehr Ökostrom verschenkt werden.

Strom-Dumping unterminiert die sichere Versorgung
Das Unterbieten der Gestehungskosten für Ökostrom an der Leipziger Strombörse ist weltweit die größte Dumping-Aktion. Die EEG-Kosten hierfür von über 20 Milliarden Euro jährlich tragen alle Stromverbraucher. Durch Dumping wird unterhalb der Gestehungspreise gekauft. Der Wettbewerber erleidet Verluste und muss den Betrieb einstellen. Diese Entwicklung läuft derzeit. Die relativ teuren Gaskraftwerke sind am stärksten betroffen. Sie werden zuerst stillgelegt. Dann folgen die Steinkoh lekraftwerke. Auch hier gibt es bereits Schließungspläne. So wird Betriebskapital aufgezehrt und die Versorgungssicherheit reduziert.

Dumping durch das EEG ist also der Grund für die Verluste der RWE und nicht das Versäumen der Wende zur Ökostromerzeugung. Die Kraftwerke von RWE, e-on und den anderen konventionellen Stromerzeugern bremsen den Preisanstieg. Nur mit ihnen ist die Stromversorgung gesichert. Mit dem unberechenbaren Wackelstrom aus den Ökoanlagen ist das nicht möglich. Die Gefahr von Blackouts wächst, weil das tägliche Nachregeln immer schwieriger wird trotz Computerhilfe.

Das Bundeskartellamt befürwortet Dumping
Dumping ist eine der schlimmsten Wettbewerbsverzerrungen mit dem Ziel, den Wettbewerber zu wirtschaftlich zu verdrängen. Daher sollte es die vornehmste Aufgabe des Bundeskartellamtes sein, gegen Dumping einzuschreiten. Durch NAEB e.V. auf das Ökostrom-Dumping aufmerksam gemacht, antwortete Andreas Mundt, der Präsident de s Bundesamtes: "Die Ökostromvermarktung ist kein Dumping, da es sich hier um die Ausführung eines Gesetzes, des EEG, handelt."

"Schuld an dieser Entwicklung tragen allerdings auch die RWE selbst. Unter dem derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Peter Terium wurde regierungsfreundlich Ökostrom propagiert, statt öffentlich immer wieder auf die hohen Kosten und die unsichere Verfügbarkeit von Ökostrom hinzuweisen," sagt Heinrich Duepmann, Vorsitzender des Stromverbraucherschutzes NAEB e.V., "Der Schlingerkurs oder sogar die Anbiederung vieler Industrieunternehmen im Hinblick auf die Energiepolitik der Bundesregierung ist wenig hilfreich und bedeutet auf längere Sicht das wirtschaftliche Aus für die Betriebe."

Prof. Dr. Hans-Günter Appel
2. Vorsitzender und Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz

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